Donnerstag, 1. Januar 2009

Halbzeit bei der Vierschanzentournee: Spannender Zweikampf zwischen Simon Ammann und Wolfgang Loitzl

Bei der diesjährigen Vierschanzentournee scheint es einen Zweikampf zwischen den beiden bisherigen Tagessiegern Simon Amman und Wolfgang Loitzl zu geben. Nachdem der Schweizer Weltcupführende noch den Auftakt in Oberstdorf vor Wolfgang Loitzl und dem Überraschungsdritten, Dimitry Vassiliev, gewinnen konnte, drehte der Österreicher in Garmisch-Partenkirchen den Spieß um: Mit einem blitzsauberen zweiten Sprung (die Wettkampfrichter gaben 4 mal die Note 20,0) konnte der "ewige Zweite" Wolfgang Loitzl den nach dem ersten Durchgang noch führenden Simon Amman abfangen und sicherte sich nach 221 Weltcupspringen seinen ersten Weltcup-Sieg. Dritter wurde der starke Finne Harri Olli.

In der Tourneewertung liegen die beiden bisherigen Dominatoren, Simon Amman (561,0 Punkte) und Wolfgang Loitzl (561,5 Punkte) praktisch gleichauf. Es werden Erinnerungen an die Tournee des Jahres 2005/2006 wach, als nach vier Springen Jakub Janda und Janne Ahonen punktgleich sich die Gesamtwertung teilten. Dritter in der Tourneewertung ist der bis dato leicht enttäuschende Gregor Schlierenzauer, der nach zwei vierten Plätzen immerhin schon knapp 24 Punkte (537,7 Punkte) hinter dem Führungsduo liegt. Insbesondere in Garmisch hatte der ÖSV-Youngster nach seinen starken Trainingseindrücken sicherlich mit einem besseren Ergebnis gerechnet. Abschreiben sollte man Gregor Schlierenzauer aber noch nicht: denn bei noch vier ausstehenden Sprüngen sind die umgerechnet ca. 13 Weitenmeter allemal noch aufzuholen.

Die folgenden Platzierten in der Tourneewertung, Harri Olli (527,1 Punkte), Dimitry Vassiliev (524,0 Punkte) und Anders Jacobsen (516,0 Punkte) werden vermutlich keine Chance mehr im Rennen um den Gesamtsieg haben: zu stark und konstant sind die Führenden. Auch der Weltcupsieger der vergangenen Saison Thomas Morgenstern (503,2 Punkte; Plätze 11 und 6) enttäuschte bisher und muss seinen Traum vom Tourneesieg in dieser Saison begraben.

Diesen Traum hatte der in Oberstdorf (5.) so stark springende Martin Schmitt vermutlich ohnehin nicht gehabt. Er wäre nach Jahren der Abstinenz in der Weltelite schon mit einem Podestplatz mehr als zufrieden. Und in Garmisch schien dieser nach dem ersten Durchgang (Platz 3) zum Greifen nahe. Ein schwächerer zweiter Sprung bei schwierigen Windbedingungen verhinderte dies aber und Schmitt musste sich am Ende mit Rang acht begnügen. In der Tourneewertung fiel der Deutsche damit auf Rang sechs (519,0 Punkte) zurück. Trotzdem ist mit Schmitt sicherlich wieder zu rechnen.

Nach dem starken Auftritt der Deutschen in Oberstdorf, wo sich gleich vier Springer (Schmitt 5., Neumayer 9., Uhrmann 10. und Hocke 15.) unter den Top 15 platzieren konnten, dämpfte das zweite Springen die bereits aufkommende Euphorie wieder etwas. Denn sowohl Michael Uhrmann auf Rang 14, Stephan Hocke auf Rang 20 und vor allem der Vorjahresdritte Michael Neumayer auf Rang 24 konnten die hohen Erwartungen nicht bestätigen. Und so ist in der Tourneewertung nur Schmitt auf Rang sechs in den Top Ten. Vergessen wir nicht, dass Michael Neumayer im vergangenen Jahr Tourneedritter wurde! Anlaß zur Euphorie besteht also keineswegs. Für den neuen Trainer Werner Schuster wartet sicherlich noch eine Menge Arbeit.

Eine einzige Enttäuschung mit Ausnahme von Anders Jacobsen ist das bisherige Abschneiden der Norweger! Dies ist für den bislang so erfolgsverwöhnten Trainer Mika Kojonkovski sicherlich eine bittere Pille! Sowohl in Oberstdorf, als auch in Garmisch waren die Norweger nur mit zwei Athleten im zweiten Durchgang vertreten. Insbesondere die Leistungen der ehemaligen Siegspringer Roar Ljoekelsoey, Tom Hilde und Bjoern-Einar Romoeren, die teilweise sogar in der Qualifikation zum Wettbewerb scheiterten, waren schlichtweg indiskutabel. Es ist zu erwarten, dass bei den Springen in Österreich der Tourneesieger 2004, Sigurd Pettersen, ins Team der Norweger rücken wird. Pettersen machte jüngst mit zwei Siegen im COC-Cup in Engelberg auf sich aufmerksam. Es bleibt abzuwarten, inwieweit er seine Leistung auch bei der Vierschanzentournee abrufen kann.

Am Schluss noch ein Wort zu Wolfgang Loitzl: Endlich hat es der "Wuff" geschafft und sich im "hohen" Springeralter von 28 Jahren verdient den ersten Weltcupsieg geholt. Damit ist er plötzlich die große österreichische Tourneehoffnung und nicht die zuvor heiß gehandelten Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer. Zwar überzeugte Loitzl in der bisherigen Saison durchwegs mit starken Sprüngen und 4 zweiten Plätzen, aber seien wir doch mal ehrlich: So richtig auf der Rechnung hatte ihn niemand vor der Tournee. Aber nun werden die Karten neu gemischt und Loitzl ist neben Simon Amman der Topfavorit! Mal sehen, wer die besseren Nerven und das notwendige Quentchen Glück hat.

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